Heute Nacht werden wir das erste Mal frei stehen. An einem wunderschönen Platz, hoch über dem Río Sil, der tief unten in einem Canyon fließt. An unserer Seite fallen steil die Weinberge ab. Hier leisten die Winzer nicht nur Hand-, sondern auch viel Fußarbeit. Die andere Seite ist dicht bewaldet. Der Río Sil ist 228 km lang, entspringt im Kantabrischen Gebirge und mündet unweit unseres aktuellen Standortes bei Ourense in den Río Miño. Ein lokales Sprichwort sagt: El Sil lleva el aqua y el Miño la fama (Der Sil trägt das Wasser, der Miño den Ruhm). Dies spielt darauf an, dass der Zufluss viel wasserreicher ist als der Mündungsfluss.

Auch wenn der Tag wunderschön ausklingt, begonnen hat er weniger schön. Zunächst hat uns unsere automatische Einstiegstreppe den Dienst quittiert. Dann kam mal wieder der Regen. Und dann haben wir gesehen, was das Feuer in den vergangenen Wochen hier in Galizien angerichtet hat. Wir sind durch entlegene Bergregionen gefahren und haben immer wieder großflächige schwarze Flächen gesehen, die über Straßen gingen und bis an die Dörfer heranreichten. Der Brandgeruch lag noch immer schwer in der Luft. Alles wirkte sehr surreal: Die Mischung von grünen und schwarzen Flächen, Gerippe von Bäumen und dabei der Regen. Mitten durch die Brandflächen zogen sich die Wegweiser des Camino nach Santiago de Compostela.
